Historische Gebäude Kunstwerke und Sammlungen sind im 21. Jahrhundert nirgendwo mehr lästige
Überreste von früher wie in den Modernisierungsschüben des 19. Jahrhunderts oder noch in den
1950er und 1960er Jahren. Heute sind sie sorgfältig gehütete und mit hohem Aufwand in Schuss
erhaltene Schätze: unersetzliche Materialisierungen kollektiver Selbstbilder nationales Erbe
und kostbare Ressourcen touristischer Vermarktung zugleich. Deshalb müssen sie um jeden Preis
erhalten und falls durch einen Unglücksfall beschädigt um jeden Preis wiederhergestellt
werden. Zur üblichen Selbstbeschreibung des 21. Jahrhunderts als innovativ und
zukunftsorientiert steht das in einem erklärungsbedürftigen Verhältnis. Diesen Paradoxa spürt
Zeitverschluss nach anhand einer Reihe von Ortsterminen in
Vergangenheitsbesichtigungsinstitutionen von Wien bis Weimar und Zürich. Historische
Erinnerungsstätten und Museen können offensichtlich viele Formen annehmen vom Tempel bis zum
Supermarkt vom Reliquienschrein bis zum Bunker. Sie sind Schutzräume Zeitkapseln und
Sanatorien Kliniken zur Behandlung von Phantomschmerzen. Wovor versprechen sie ihren Besuchern
Schutz?