Wie diese erste wissenschaftliche Biographie Wilhelms I. detailliert rekonstruiert muss die
preußisch-deutsche Politikgeschichte des 19. Jahrhunderts in großen Teilen revidiert werden.
Unter Verwendung des umfangreichen der Forschung bislang unbekannten archivalischen Nachlasses
des ersten Deutschen Kaisers und seiner Umgebung bettet diese Studie Leben und Zeit Wilhelms I.
in einen europäischen Vergleichskontext ein und gibt neue Antworten auf die Fragen welche
politische Rolle er als Thronfolger und Herrscher am Berliner Hof spielte und welchen Einfluss
er auf die Entwicklung der Hohenzollernmonarchie zwischen Vormärz und Reichsgründung ausübte.
In der Person Wilhelms I. spiegelt sich beispielhaft die ambivalente Multifunktionalität der
Monarchie als institutioneller Motor aber auch als Hemmfaktor der politischen Modernisierung
wider. Während des Vormärz trug er in der Rolle des "Kartätschenprinzen" maßgeblich dazu bei
das preußische Königtum in die Krise der Revolutionen von 1848 49 zu stürzen. Doch in den
Folgejahren forcierte er die Nationalisierung von Thron und Staat und führte Preußen auf den
Weg ins deutsche Kaiserreich. Letztendlich muss Wilhelm I. die politische Direktive der
Reichsgründung zugeschrieben werden.