Paul Siebeck (1855-1920) ursprünglich mit seinem Schwager J. Gustav Kötzle Inhaber der H.
Laupp'schen Buchhandlung in Tübingen erwarb 1878 den Verlag J.C.B. Mohr und ging mit ihm 1880
nach Freiburg während Kötzle mit der H. Laupp'schen Buchhandlung in Tübingen blieb. Paul
Siebeck nannte seine Firma Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr Inhaber Paul
Siebeck was er - im Stil der Zeit - alsbald auf J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) verkürzte. Er
baute den Verlag zu einem wissenschaftlichen Fachverlag aus der schwerpunktmäßig Werke der
liberalen Theologie des Kulturprotestantismus der südwestdeutschen Neukantianer der
Nationalökonomen um Max Weber sowie der Privat- und Staatsrechtswissenschaft veröffentlichte.
Max Weber wurde nach 1895 zu Paul Siebecks wichtigstem Berater und seine Gesamtausgabe (MWG)
bildet noch heute einen der Eckpfeiler des Verlagsprogramms. 1899 kehrte Paul Siebeck nach
Tübingen zurück und leitete die Firmen Mohr und Laupp gemeinsam in Tübingen weiter bis 1920.
Der knapp 100 Jahre später in Mohr Siebeck umbenannte Verlag erhielt durch den erfolgreichen
Unternehmer Paul Siebeck die Umrisse seiner bis heute vitalen Gestalt. Indem Konrad Hammann den
Lebensweg dieses bedeutenden Managers in die gesamte Verlagsgeschichte einbettet zeichnet er
ein tiefenscharfes Bild vom kulturwirtschaftlichen Panorama des späten Kaiserreichs. Die
Darstellung widmet sich schwerpunktmäßig der von Paul Siebeck betriebenen Spezialisierung
seines Wissenschaftsverlags auf die vier Kernbereiche der Theologie Philosophie
Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. Das vorliegende Lebens- und Unternehmensportrait das
aus umfangreichen zumeist erstmals ausgewerteten Archivbeständen erarbeitet ist vermittelt
einen gleichermaßen soliden und erfrischenden Einblick in die geistesgeschichtliche Komplexität
des frühen 20. Jahrhunderts.