Welche Bedeutung hatte das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für die
Geschichte der Bundesrepublik? Welche Leitbilder Strukturen und Prinzipien prägten die
journalistische Arbeit? Der Autor beleuchtet wie eng die Zeitungsmacher mit
Entscheidungsträgern aus Wirtschaft Politik Wissenschaft und Öffentlichkeit
zusammenarbeiteten. Sowohl die FAZ als auch die Geschichte des Wirtschaftsjournalismus sind
bisher kaum historisch kontextualisiert worden. Die Arbeit betritt damit Neuland. Exklusiv für
das Projekt wurde das Hausarchiv der Zeitung geöffnet. So gelang es erstmals einen Blick auf
die bisher verborgenen Hintergründe der Berichterstattung zu werfen. In den 1950er und 1960er
Jahren sensibilisierte das Wirtschaftsressort Politik Wirtschaft und Wissenschaft für die
Bedeutung von Öffentlichkeit. Für andere Medien war es Vorreiter in puncto Themensetzung und
Gestaltung. In den 1970er Jahren wurde es zur publizistischen außerparlamentarischen Opposition
zur sozialliberalen Wirtschaftspolitik durch seine konsequente pro-marktwirtschaftliche Haltung
und zum medialen Interessenvertreter der Unternehmerschaft in der Bundesrepublik. Später war es
Vorreiter bei der Popularisierung des Aktienmarktes. Das Wirtschaftsressort war von einem
ordoliberalen Leitbild bestimmt welches im Verlauf der Jahre um marktliberale Elemente
erweitert wurde. Das Leitbild hatte Einfluss auf die Themensetzung die Personalauswahl und die
Organisation der Redaktion. Die Herausgeber und Redakteure pflegten intensive Kontakte zu
Politikern Unternehmern und Wissenschaftlern. So konnte das Wirtschaftsressort seine Wirkung
auf alle Gesellschaftsbereiche entfalten und wurde dadurch selbst geprägt.