In der Tradition des civil law betont man unter Verweis auf den possessorischen Besitzschutz
regelmäßig dass Eigentum und Besitz grundverschieden seien. Nach common law hingegenerwirbt
jeder Besitzer zum Zeitpunkt der Besitzerlangung zugleich ein relatives Eigentum welches gegen
alle "schlechter berechtigten" Dritten wirkt und entsprechenden Rechtsschutz vermittelt. Finder
Diebe Grundstücksbesetzer Mieter gescheiterte redliche Erwerber - sie alle sind relative
Eigentümer. Doch auch im römischen und römisch-gemeinen Recht existierte für bestimmte
Besitzertypen die Vorstellung eines relativen Eigentums wovon sich in heutigen
kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen aber nur noch minimale Spuren finden. Wie hat sich die
Vorstellung des Besitzes als relatives Eigentum in den Traditionen des common law und des civil
law entwickelt? Welche Wertungen und Funktionen lagen und liegen ihr zugrunde? In welchen
Fallgruppen des Besitzes kann sie überzeugen? Felix Kiefner untersucht diese Fragen in
historisch-vergleichender Perspektive am Beispiel des englischen und des deutschen Rechts.
Die Arbeit wurde mit dem Promotionspreis 2024 der Dr. Georg F. Rössler Stiftung im Verein der
beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte ausgezeichnet.