Der Übergang vom Altertum zum Mittelalter ist nach wie vor eine rätselhafte Epoche unserer
Geschichte. Zu wenige Dokumente aus dieser Phase sind erhalten geblieben. Doch es wurden in
dieser Zeit die Fundamente jenes kulturellen und politischen Gebildes gelegt das wir heute
Europa nennen.Die Kulturträger dieser Jahrhunderte vollbringen eine doppelte Leistung: Sie
retten das Erbe der griechisch-römischen Antike vor dem endgültigen Verschwinden und
überbringen es zusammen mit dem Neuen der jüdisch-christlichen Religion den zersplitterten und
barbarischen Völkern der Kelten und Germanen. Dieser Kulturtransfer wurde möglich weil das
antike Erbe ausgerechnet am äußersten Rand Europas der nie von den Römern okkupiert wurde
überlebt hatte: in Irland. Als Folge der Christianisierung Irlands im 4. Jahrhundert war auch
die griechisch-römische Kultur aus dem Mittelmeerraum über Gallien auf die grüne Insel gekommen
und hatte sich dort in den Klöstern festgesetzt ehe das Römische Reich ins Chaos taumelte.
Seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert wanderten irische Mönche später gefolgt von
angelsächsischen auch auf den Kontinent aus und verbreiteten christlichen Glauben und antike
Bildung unter den sich neu formierenden Völkern Galliens und Germaniens. Aus den Trümmern der
Völkerwanderungszeit entstand etwas einmalig Neues: Europa.Einer dieser Männer die aus dem
Dunkel dieser Jahrhunderte hervorragen ist Willibrord der später als Apostel der Niederlande
bekannt wurde. Auch über sein Leben und Wirken sind nur wenige zeitgenössische Dokumente
erhalten geblieben und wir dürfen nicht erwarten von ihm ein abgerundetes Lebensbild entwerfen
zu können. Aber Schlaglichter werden uns Einblicke in jene rätselhafte Zeit gewähren in der
sich die letzten germanischen Völker dem Christentum zuwandten der Vormarsch des Islam endete
und wichtige Grundlagen Europas gelegt wurden. Basierend auf detaillierter Quellenarbeit
zeichnet R. Neu den Lebensweg Willibrords und seine Bedeutung für das Werden eines Christlichen
Abendlandes nach.