Die homiletische Landschaft hat in den zurückliegenden 15 Jahren einen tiefgreifenden Wandel
erlebt: ein verstärktes Interesse an der Predigtsprache sowie der liturgischen Präsenz beim
Predigen und an entsprechenden Angeboten zur Weiterbildung neue Formate wie Preacherslams und
vieles mehr. Die Entstehung einer Predigt wurde zunehmend mit der Entstehung eines Kunstwerks
verglichen - Predigt im Atelier. Predigt im Atelier heißt Kreativität Liebe zum Sprachdetail
und intensiver kollegialer Austausch. Die Relevanz exegetischer Annäherungen an den Text wird
im Zuge dieser neueren Entwicklungen keinesfalls abgelehnt doch die methodische Einbindung
dieses Themenfeldes nimmt bislang wenig Raum ein. Somit schreibt sich - unbewusst - die
Trennung exegetischer und praktisch-theologischer bzw. praktisch-pragmatischer Diskurse fort.
Exegetisches Vorgehen gilt häufig als unpraktikabel und realitätsfern für das Praxisfeld
Gemeinde. Selbst in der homiletischen Diskussion und Ausbildung rangiert Exegese unter den
Vorarbeiten bzw. hat lediglich eine Filterfunktion. Das Praxisbuch schlägt Brücken zwischen der
derzeitigen homiletischen Weiterbildungspraxis und Exegese. Die Autorinnen sind überzeugt dass
exegetische Details und Aspekte der einzelnen klassischen Methoden nicht nur als Filter und
Weichenstellungen innerhalb der Predigtvorbereitung dienen sondern selbst Anregungen und
wesentliche Pfeiler zur Predigtgestaltung liefern. Der Band wiederholt zunächst praxisbezogen
die Methodenschritte alt- und neutestamentlicher Exegese auf dem aktuellen Debattenstand und
erläutert dann die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten für die Praxis in Verbindung mit
gelungenen Predigtsequenzen Das Buch bietet konkrete Arbeitsanregungen und Schreibimpulse wie
sie teilweise bereits aus der homiletischen Weiterbildungsarbeit bekannt sind. Dadurch werden
wechselseitige Wahrnehmungsperspektiven für Exegese und Homiletik ermöglicht. Beispiele und
Anregungen werden stets an Texten der aktuellen Perikopenordnung erarbeitet und sind
unmittelbar anwendbar. Die einzelnen Kapitel können punktuell rezipiert und unabhängig
voneinander gelesen werden um die Praxisfreundlichkeit zu erhöhen. Vorgeschaltet sind
hermeneutische Grundsatzüberlegungen zum Verhältnis von Exegese Homiletik und Kunst sowie ein
grundlegender Methodenkatalog zur Gestaltung von (exegetisch gewonnenen) Predigtideen. Das
Praxisbuch macht Mut und regt an die eigene Praxis weiterzuentwickeln.