Der unerwartete Thronwechsel 1730 von Zar Peter II. zu Zarin Anna war ein Ereignis europäischer
Dimension. Die Betrachtung der diplomatischen Netzwerke legt offen dass dabei weniger die
Ereignisse im Russischen Reich selbst adäquat beschrieben wurden sondern die Meldungen zumeist
Gerüchte und stereotype Wertungen widerspiegelten. 1730 wurde zum ersten Mal eine Frau aus
eigenem Recht zur Zarin erhoben. Die Betrachtung des Geschlechts bringt Spezifika weiblicher
Herrschaft zutage. Der russländische Adel wollte Anna zudem Machtbeschränkungen auferlegen.
Diese Vorgänge gefährdeten die ohnehin fragilen europäischen Bündnisse die die Zarin sofort
geschickt zu festigen wusste. Durch die Infragestellung einer oftmals angenommenen
Ost-West-Dichotomie können europäische Verflechtungen und Interdependenzen zwischen den Höfen
aufgezeigt werden. Der polyzentrische und akteursbezogene Ansatz des Buches ermöglicht neue
Erkenntnisse über die verschiedenen Kommunikationsarten und -wege des diplomatischen Netzwerkes
europäischer Gesandten in der Frühen Neuzeit.Russland in der Frühen Neuzeit