In einer Zeit massiver Verfolgung des Protestantismus im Habsburgerreich wurden Kapellen in den
Gesandtschaften Dänemarks Schwedens und der Niederlande zum Zufluchtsort für ein zaghaftes
evangelisches Leben im (fast ausschließlich) katholischen Wien. Der Grundstein für eine
Subkultur war gelegt. Trotz der harten Verfolgungsmaßnahmen die in der Habsburgermonarchie
während der Frühen Neuzeit gegen den Protestantismus angewandt wurden gab es seit dem Ende des
17. Jahrhunderts ausgerechnet in der Haupt- und Residenzstadt Wien drei Orte an denen
evangelische Prediger ihre Funktionen vollkommen legal ausüben durften. Die Gesandtschaften
Dänemarks Schwedens und der Niederlande unterhielten in ihren Räumlichkeiten nämlich
sogenannte Legationskapellen die zu protestantischen Enklaven wurden. Die dänischen und
schwedischen Predigerposten wurden zudem seit den 1720er Jahren beinahe ausschließlich mit
Pietisten hallescher Prägung besetzt welche die Religionspolitik im gesamten Habsburgerreich
aufs Genaueste beobachten und ihre Netzwerke für zahlreiche Interventionen nutzten. Der
Handlungsspielraum Aktionsradius und Erfindungsreichtum der Prediger und ihres Soziotops wird
für die Regierungsjahre Kaiser Karls VI. in diesem Band zum ersten Mal im Detail dargestellt.