Die Erzählungen des polnischen Auschwitz-Überlebenden Tadeusz Borowski gehören zu den
beklemmendsten Zeugnissen des 20. Jahrhunderts. Scheinbar moralisch indifferent beschreibt
Borowski die Greuel der nationalsozialistischen Vernichtungslager und verzichtet dabei auf eine
klare Trennung zwischen Opfer und Täter. Aus der Perspektive des Kapos der Mithäftlinge
beaufsichtigt und dafür Privilegien erhält schildert er mit zynischem Realismus den Wettlauf
der Häftlinge ums Überleben. Mit einer Genauigkeit die dem Leser nichts schenken will
berichtet er von der Mutter die bei der Selektion ihr Kind verleugnet und der Arroganz der
alteingesessenen Häftlinge gegenüber den Neuankömmlingen im Lager.Imre Kertész bewundert die
'klaren selbstquälerisch gnadenlosen Erzählungen' Borowskis die in der europäischen
Lagerliteratur einzigartig sind.