Die 1905 im Russischen Reich ausgebrochene Revolution verschärfte die Nationalitätenkonflikte
im östlichen Europa und im Kaukasus. Die meisten europäischen Sozialdemokraten hatten darauf
nur ungenügende Antworten und zeigten sich überrascht über die Vehemenz mit der die Debatten
vor allem innerhalb der Sozialdemokratie in Russland nun geführt wurden. Rosa Luxemburg nutzte
einen Streit den sie mit Lenin hartnäckig auszufechten suchte um ihre Ansichten zur
Nationalitätenfrage in systematischer Form zu veröffentlichen.Mit der für ein polnisches
Publikum in den Jahren 1908 und 1909 verfassten Arbeit Nationalitätenfrage und Autonomie - die
hier erstmals vollständig auf Deutsch vorgelegt wird - zielte Rosa Luxemburg auf ein positives
Nationalitätenkonzept.Eine Überraschung die dieser Band enthält ist Rosa Luxemburgs tiefes
analytisches Verständnis des geschichtlichen Platzes der bürgerlichen Gesellschaft. Sie war der
Überzeugung dass die bürgerliche Gesellschaft zivi lisatorische Fortschritte und Freiheiten
entbindet die für den Sozialismus eine unabdingbare Voraussetzung sind und nicht rückgängig
gemacht werden dürfen. Da es sich hierbei um den zentralen Punkt ihrer bis heute umstrittenen
Arbeit Zur russischen Revolution (1918) handelt bietet Nationalitätenfrage und Autonomie einen
wesentlichen Beitrag für jede künftige Sozialismusdiskussion.