Es gibt Geschichten von denen mancher wünscht sie stünden besser nicht in der Bibel. Die
Erzählung von »Jiftach und seiner Tochter« aus dem Buch der Richter gehört zu ihnen. Kaum ein
Prediger der den Mut hat sie seiner Gemeinde zuzumuten. Die Urteile die die Ausleger der
zurückliegenden Jahrhunderte über Jiftach fällten können widersprüchlicher nicht sein. Wer
oder was war dieser Richter aus Israel? Glaubensheld oder Kindermörder Täter oder Opfer
Sieger oder Verlierer? Oder war er vielleicht beides in einer Person? Verdichtet sich in seiner
Gestalt und der seiner Tochter die Paradoxie des Glaubens in dem der Unglaube wohnt des
Glücks in dem das Unglück rumort des Sieges der zur Niederlage wird? Es gibt kaum einen
zweiten Text in der Bibel Israels der sich diesen Fragen in aller Radikalität stellt und seine
Leser herausfordert selbst nach Antworten zu suchen nach einem Sinn im scheinbar sinnlosen
Geschehen. In Jiftach und seiner Tochter begegnet uns das Phänomen des Tragischen wie es auch
Lion Feuchtwanger in seinem letzten Roman von 1957 (»Jefta und seine Tochter«) bewegend
beschrieben hat das den Menschen sei er religiös oder nichtreligiös nie zur Ruhe kommen
lässt. [Jephthah and his Daughter. A Biblical Tragedy] There are stories that many would wish
were better not in the Bible. The story of »Jephthah and his daughter« from the Book of Judges
is one of them. There is hardly a preacher who has the courage to expose it to his
congregation. The judgments that the exegetes of the past centuries made about Jephthah could
not be more contradictory. Who or what was this judge from Israel? Hero of faith or child
murderer perpetrator or victim winner or loser? Or was he perhaps both in one person? There
is hardly a second text in the Bible of Israel that confronts these questions in all their
radical nature and challenges its readers to search for answers themselves for a meaning in
the seemingly senseless events. In Jephthah and his daughter we encounter the phenomenon of the
tragic as also Lion Feuchtwanger described it movingly in his last novel of 1957 (Jephthah and
his Daughter) which never allows the reader religious or non-religious to come to terms with
it.