Als ich am Beginn des Krieges meine lange aufgegebene Gewohnheit eine Art Tagebuch zu führen
wiederaufnahm geschah das teilweise mit dem Hintergedanken dass die Zeiten in denen wir
leben eine solche Aufzeichnung rechtfertigen könnten. Aber vielleicht war es noch mehr die
Hoffnung ein solches Tagebuch könnte eines Tages denen die uns teuer sind helfen den
Abgrund der sich zurzeit zwischen uns bildet zu überbrücken. Aber während ich meine vierzig
eng beschriebenen Seiten noch einmal lese frage ich mich ist es das wert? Welche Bedeutung
wird es in einem Dutzend Jahren haben? Die Kanadierin Elisabeth Hömberg hat den Zweiten
Weltkrieg im Münsterland erlebt dessen Landschaft sie geliebt hat während sie unter den
Menschen immer eine Fremde blieb. In der anschließenden Besatzungszeit kamen ihr dann manchmal
ihre englischen Landsleute wie Feinde vor. Jetzt erscheint ihr Tagebuch erstmals in deutscher
Sprache. Es verblüfft durch die Aktualität der Gedanken und die Lebendigkeit der Schilderungen
vom Alltag in der Kriegs- und Nachkriegszeit in Deutschland. Der Perspektivwechsel gehört bei
ihr zur Lebensgrundlage und die Verschiebung von Freund-Feind-Kategorien zur Biografie. Sie war
verheiratet mit dem Münsteraner Geschichtsprofessor Albert Hömberg. 1950 veröffentlichte sie
ihr Tagebuch erstmals in englischer Sprache. Ihre Tätigkeit als Dolmetscherin bei der
Militärregierung in Münster bescherte der Elisabeth Hömberg unter anderem die Begegnung mit dem
berühmten Münsteraner Kardinal Clemens August Graf von Galen dessen legendäre Predigten sie
selbst 1941 an ihrem Wohnort Münster-Roxel kopiert und verteilt hatte. Das Buch ist eine
Entdeckung!