Hett viel lieber Gellt gehept - mit dieser Aussage beschrieb ein Gläubiger des beginnenden 16.
Jahrhunderts seine Gemütslage nachdem ihn sein Schuldner nicht mit Geld sondern mit Korn
bezahlt hatte. An der Aktualität dieses Wunsches hat sich in den letzten 400 Jahren wenig
geändert. Schon deshalb lohnt sich ein genauerer Blick darauf wie die Menschen der Vormoderne
mit Geld umgingen. Schuldenmachen dies zeigt sich dabei war mehr als nur Misswirtschaft oder
eine Überbrückungshandlung mit der historischen Praxeologie kann gezeigt werden:
Schuldenmachen folgte bestimmten Regeln bestand aus zahlreichen einzelnen Praktiken (Borgkauf
Bargeldleihe Kontokorrentbeziehungen Verpfändung usw.) war eingebunden in ein Set an
vielschichtigen Interaktionen war beides gleichermaßen: der Schlüssel zur Partizipation und
die Ursache von Existenznöten - in allen greifbaren sozioökonomischen Schichten! Das Phänomen
des Schuldenmachens führt uns in die Binnenlogiken der vormodernen (städtischen) Gesellschaft.
Es zeigt dass die Wirtschaftspraktik Schuldenmachen weit mehr war als nur die ökonomische
Beziehung zwischen Gläubiger und Schuldner zehntausende Schuldenbeziehungen legen die Muster
des Schuldenmachens offen. Die im Zeitraum von 1480 bis 1532 qualitativ wie quantitativ
untersuchten Gerichtsprotokollbücher des Stadtgerichts Augsburg mit dem dort dokumentierten
niedergerichtlichen Verfahren um Geldschulden das amtliche Schriftgut und private
Rechnungsbücher gewähren Einblick in eine monetary hybridity bei der es zu fragen bleibt:
waren Schulden das Geld der Vormoderne?