Für die Begeisterungssalven der deutschen Gelehrten im Ersten Weltkrieg fand Johann Plenge mit
den Ideen von 1914 eine der meistzitierten Wendungen. Die vorliegende Biografie versteht jene
Ideen als Teil des intellektuellen Angebots für das der einflussreiche Nationalökonom und
Soziologe zeitlebens stritt: Rastlos und mit visionärem Pathos bot der selbsternannte
Gesellschaftsingenieur seine Lösung für die als krisenhaft empfundene Moderne an versprach er
neue Eindeutigkeiten in einer ambivalent gewordenen Welt. Für seine anregenden Einsichten wurde
der Protegé von Max Weber in Fachkreisen dauerhaft geschätzt: als Finanzexperte und früher
Analyst des Kapitalismus als Autor erster Organisations- und Propagandatheorien als
Verfechter einer ganzheitlichen Soziologie. An der Universität Münster avancierte er zum
Architekten der Sozialwissenschaften und zum erfolgreichen Wissenschaftsmanager. Nachhaltig
wirkte sein nationaler Sozialismus auf die politischen Kulturen von Sozialdemokraten und
Konservativen ein. Sein stürmisches Aufbegehren gegen reale wie vermeintliche Hindernisse
lassen Plenge jedoch bis heute als besonders streitbaren Intellektuellen erscheinen.