Als im März 1933 im Reichstag und anschließend im Mai 1933 im preußischen Landtag das
Ermächtigungsgesetz zum Machtaufbau der Nationalsozialisten zur Abstimmung stand stimmten auch
die Zentrumsfraktionen geschlossen zu. Nur ein Landtagsabgeordneter entzog sich der
Fraktionsdisziplin indem er unmittelbar zuvor sein Mandat niedergelegt und sich damit zu
seiner katholischen Glaubensüberzeugung bekannt hatte: Franz Graf von Galen. Er steht im
Zentrum dieses Buches und wird damit aus dem Schatten seines älteren Bruders und engsten
Freundes des Löwen von Münster Clemens August Kardinal von Galens gelöst. Auf breiter
Quellenbasis zeichnet die Autorin überzeugend das Leben des Grafen mit Fokus auf seinen Idealen
Katholizismus Adel und Nation sowie deren Umsetzung im politischen Wirken erstmals in einer
umfassenden Biografie nach. Seine Selbstdefinition als christlicher Soldat zum Schutz der
göttlichen Weltordnung wird kritisch hinterfragt: Etwa wie er als ultramontaner Katholik dem
preußischen Kaiser hat dienen können? Wie stand er zu den Rechtskatholiken und zur
Zentrumspartei in der Weimarer Republik? Was bedeutete seine resistente Haltung im Dritten
Reich? Konnte er die überkonfessionelle CDU im republikanischen Nachkriegsdeutschland
mittragen? Mit dem vorliegenden Buch wird die Geschichte des politischen Katholizismus in
Deutschland um die Darstellung einer zwar weniger bekannten aber schillernden Persönlichkeit
ergänzt. Es ist zugleich ein Beitrag zur Milieustudie über den westfälischen Adel.