Benedicta von Spiegel (1874-1950) war eine ungewöhnliche Ordensfrau: weltläufig und politisch.
Geboren in Helmern Willebadessen stammte sie aus westfälischem Uradel. Gegen den Willen der
Familie entschied sie sich für ein Klosterleben zunächst im belgischen Maredret ab 1915 bei
Rüdesheim. Zweifel an ihrer Eignung als Nonne überschatteten die ersten 18 Jahre im Kloster.
Der Wechsel in die Benediktinerinnenabtei St. Walburg Eichstätt 1918 brachte die Wende. 1926
zur Äbtissin gewählt führte v. Spiegel die Abtei durch die NS-Zeit. Sie gehörte dem
Widerstandskreis um den Journalisten Fritz Gerlich an. 1934 gründete sie in den USA ein Kloster
als Fluchtort vor den Nazis. The First Lady Abbess ever auf amerikanischen Boden wurde zum
Medienereignis. Von Spiegel kämpfte nicht nur beharrlich um ihre Abtei sondern mit ihren
Freunden gegen das NS-Regime. Unentdeckt unterstützt durch einen Duzfreund von Rudolf Hess.
Ihren Geschwistern in Westfalen blieb sie eng verbunden und erlebte wie die Nazizeit die
Familie spaltete. Zum Kriegsende setzte sie sich unter Lebensgefahr in heimlichen Verhandlungen
mit den Alliierten für die kampflose Übergabe Eichstätts ein. Erstmals konnten im großen
Umfange Archivmaterialien aus schwer einsehbaren Klosterbeständen ausgewertet werden. Ein
lebendiges Bild von einer Abtei im 3. Reich entsteht. Ebenso ein neuer Blick auf die Freundin
der Äbtissin: Therese Neumann aus Konnersreuth und ihre vorgetäuschte Nahrungslosigkeit. Die
Autorin: Gerlinde Gräfin von Westphalen Dr. phil. (*1966 Simmern Hunsrück) studierte
Germanistik Philosophie u. Politikwissenschaft in Trier Köln u. Berlin. 20 Jahre leitete sie
eine eigene Kunstgalerie in Thüringen u. kuratierte Ausstellungen. Seit 2020 lebt sie in
Paderborn u. arbeitet als Publizistin.