Jan Assmann geht den bahnbrechenden religions- und kulturwissenschaftlichen Einsichten Thomas
Manns nach die dieser vor allem in seinem Romanzyklus Joseph und seine Brüder vermittelt. Auf
faszinierende Weise läßt er seine Leser nicht nur das literarische Kunstwerk der Josephsromane
mit neuen Augen sehen sondern vor allem auch den Schriftsteller und Kulturwissenschaftler
Thomas Mann. In der Begegnung mit dem Alten Ägypten erschloß sich Thomas Mann eine kulturelle
Tiefendimension der Zeit. Seine Josephsromane kreisen um die Frage die auch Proust Bergson
und Freud beschäftigte: in welcher Weise die Vergangenheit unsere Gegenwart bestimmt und sie
geben darauf einige der klügsten Antworten. Gerade in seinen Einsichten zum Wesen des Mythos
zur Entstehung des Monotheismus zum kulturellen Gedächtnis und zur historischen Anthropologie
und Psychologie erweist sich Thomas Mann als einer der bedeutendsten Kultur- und
Religionswissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Den bislang noch wenig erschlossenen Dimensionen
seines Werkes geht Jan Assmann in seinem neuen Buch nach. Er beschreibt das Ägyptenbild der
Josephsromane und vergleicht die Josephsgeschichte Manns mit der biblischen Erzählung sowie
ihrer ägyptischen Urgestalt. Höchst aufschlußreich sind auch die abschließenden Vergleiche mit
zeitgenössischen Werken wie Arnold Schönbergs Moses und Aron und Sigmund Freuds Der Mann Moses.