Der erste Satz ist bekanntlich der schwierigste - und der wichtigste. Er muss den Leser
verführen und verrät meist mehr als wir bei der ersten Lektüre wahrnehmen. Manchmal enthält er
im Kern schon die ganze folgende Geschichte. Peter-André Alts lustvoller Streifzug durch die
Weltliteratur führt an großen Texten von der Antike bis zur Gegenwart vor wie deren Anfänge
jenen Pakt mit dem Leser schließen der die erste Neugier in andauernde Leselust verwandelt.
"Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen." "Jemand musste Josef K. verleumdet haben..."
Manche erste Sätze der Weltliteratur sind so berühmt geworden dass man sie kennt auch wenn
man das Werk nie gelesen hat. Die Anfänge von Romanen und Erzählungen gewinnen uns indem sie
überraschen oder überwältigen schmeicheln erschrecken verlocken oder erregen. Sie können
Spannung erzeugen Stimmungen hervorrufen die Protagonisten zum Leben erwecken oder ihre Leser
an Ort und Zeit des Geschehens entführen. In vielstimmigen Tonlagen - ironisch pathetisch
bekenntnishaft oder dunkel - leiten sie in die folgende Geschichte ein. Peter-André Alts
funkelnd-luzider Essay über die Poesie des Anfangs zeigt das an 249 Beispielen von Homer bis
Peter Handke von Tolstoi bis Paul Auster. Sein Buch bietet Literaturgeschichte in a nutshell
und ist selbst eine große Verführung zum Lesen.