Henry Kissinger ein Scheinriese der immer kleiner wird je näher man ihm kommt. Auf diesen
Nenner lässt sich sein politisches Denken und Handeln bringen. Zugleich verstand er es sich
zur Marke in Übergröße zu machen egal ob als Sicherheitsberater zweier amerikanischer
Präsidenten als Außenminister Elder Statesman Bestsellerautor Politikberater oder Orakel.
Sich immer im Gespräch zu halten war und ist Kissingers größter Erfolg. Gestützt auf eine
Vielzahl unbekannter Quellen rekonstruiert Bernd Greiner das Leben eines Mannes der für die
Macht lebte und in die Geschichte eingehen wollte - mit allen Mitteln und um fast jeden Preis.
Der Riese taumelte. Amerika führte einen Krieg der nicht zu gewinnen war seine Wirtschaft
lebte auf Pump mächtige Konkurrenten machten seinen Führungsanspruch streitig die politische
Elite war zerstritten wie selten zuvor. Ratlosigkeit und Zeitdiagnose im Panikmodus wohin man
auch blickte. Was macht eine Weltmacht wenn ihr die Macht entgleitet? Wo war Amerikas Platz in
einer multipolaren Welt? Welche Rolle sollten Militär und Diplomatie künftig spielen? War es
ratsam sich dem Wandel entgegenzustellen ihn gar auf halten zu wollen? Oder musste von Grund
auf neu über Ordnung und Sicherheit nachgedacht werden? Als diese Fragen Ende der 1960er Jahre
auf die Tagesordnung drängten betrat Henry Kissinger die große Bühne. In jungen Jahren vor den
Nazis geflohen schrieb er in der neuen Heimat eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Für die
einen ist er unwiderstehlich für andere unausstehlich und für alle unvermeidlich. Noch heute
ist Kissinger aktuell - auf verstörende Weise und in jedem Fall anders als er es selbst gerne
hätte. Denn er wollte Grenzen verschieben die nicht mehr zu verschieben waren. Im Grunde
spiegelt seine Karriere ein Dauerproblem amerikanischer Außenpolitik und die Antiquiertheit
ihrer bevorzugten Leitideen: Vorherrschaft Wille zur Gewalt Mehrung eigener Macht durch die
Angst der anderen.