"Brillant ja verführerisch geschrieben." Rene Aguigah Deutschlandradio Kultur Theorie ?
von dem Wort ging seit den sechziger Jahren ein magisches Leuchten aus. Theorie war ein
Wahrheitsanspruch ein Glaubensartikel und ein Lebensstil. Doch woher kam die Faszination für
die gefährlichen Gedanken? Warum zogen sie Legionen von Lesern in ihren Bann? Philipp Felsch
erzählt in seinem grandios geschriebenen Buch von den Utopien den Experimenten und
Leidenschaften einer Generation die sich in den Dschungel der schwierigen Texte begab. Von den
sechziger bis zu den achtziger Jahren gehörte der Theorieband als Vademekum in jede
Manteltasche. Es war die Zeit der apokalyptischen Meisterdenker der glamourösen
Unverständlichkeit und der umstürzenden Lektüreerlebnisse. In einer Welt die im Kalten Krieg
erstarrte ging nur von großen Ideen Bewegung aus. Je schwieriger die Texte desto intensiver
die Lektüre je abstrakter die Argumente desto relevanter für die Wirklichkeit. Heute wo die
intellektuellen Energien von 68' in schwach glimmende Substanzen zerfallen sind ist es Zeit
zurückzublicken: Was war Theorie? In West-Berlin versorgte der Merve Verlag die Geister mit
wildem Denken ? von den Kadern der Studentenbewegung über Spontis und Punks bis zu den
Avantgarden des Kunstbetriebs. Philipp Felsch schreibt die Geschichte einer intellektuellen
Revolte indem er sich den Büchermachern und ihren Lesern anvertraut. Er folgt ihren
verschlungenen Pfaden vom Klassenkampf bis in den White Cube der Galerien und lässt eine Epoche
wiederauferstehen zu lassen in der das Denken noch geholfen hat.