"Worte die aufrütteln und heilen sind Kermanis Metier." Michael Wurmitzer Der Standard
In der großen Politik und in unserer unmittelbaren Lebenswelt tun sich plötzlich Gräben auf
die wir nicht für möglich gehalten hätten. Navid Kermani beschreibt anhand von persönlichen
Schlüsselerfahrungen - die Totenwaschung des eigenen Vaters gemeinsamer Musikgenuss ein
Familienbesuch bei Ajatollah Chomeini oder die Hochzeit der Tochter - wie sich
gesellschaftliche Umbrüche im Konkreten auswirken wo Feindschaft entsteht und warum wir trotz
allem unsere Herzen für andere öffnen können ohne uns selbst dabei zu verlieren. Die Einheit
des Westens die uns so lange Sicherheit gegeben hat zerbricht. Kriege und Völkermorde zwingen
zu Positionierungen die wiederum zu neuen Konflikten führen. Die Demokratie mit ihren
Kompromissen und Macht-Balancen wird vielen zu kompliziert doch einfache Lösungen gehen auf
Kosten der Schwachen. In sechs großen literarisch mitreißenden Reden sowie einem Brief an
seine Tochter verbindet Navid Kermani eigene Erlebnisse mit historischen Zeitläufen und dem
Umbruch der derzeit in der Welt geschieht. Kein anderer deutscher Schriftsteller vermag es wie
er das Persönliche ins Politische zu wenden und umgekehrt politische Umwälzungen anhand
persönlicher Beobachtungen anschaulich zu machen. Und so klingt auch in seinem neuen Buch der
einzigartige immer existentielle niemals pathetische Ton an mit dem uns Kermani spätestens
seit seiner berühmten Rede 2014 im Bundestag ein ums andere Mal in den Bann zieht.