Mit der Arbeit stellt die Verfasserin die gegenwärtige Diskussion um eine weitergehende
Liberalisierung des Rückerwerbs eigener Aktien (§ 71 AktG) auf eine sichere rechtshistorische
Grundlage. Anhand von bisher teilweise noch unveröffentlichten Originaldokumenten rekonstruiert
sie die Vorgänge die letztlich zur Notverordnung über Aktienrecht Bankenaufsicht und eine
Steueramnestie vom 19. September 1931 geführt haben. Dabei stellt sie unter anderem die
schicksalhaften Aktienrückkäufe und Bilanzierungspraktiken der Schultheiss-Patzenhofer AG der
I.G. Farbenindustrie der Frankfurter Allgemeinen Versicherungs-AG und der Deutschen Bank und
Disconto-Gesellschaft dar wobei deutlich wird dass diese ihre Aktien keineswegs nur zu
Spekulationszwecken und zur Kurspflege zurückerworben haben sondern vor allem um ihr Kapital
in wirtschaftlich schweren Zeiten auf einfache Weise herabsetzen zu können. Anschaulich
zeichnet Reni Maltschew den Weg vom Aktienrechtsentwurf 1930 bis zur Notverordnung nach und
untersucht welchen Einfluss die verschiedenen Geschehnisse insbesondere die Bankenkrise von
1931 auf die Entstehung bis heute erhalten gebliebener Tatbestände hatten. Schließlich geht
sie auch auf Zwangslagen und Handlungsspielräume des Reichskanzlers Brüning ein und leistet
damit einen Beitrag zur sogenannten Borchardt-Holtfrerich-Kontroverse. Im Ergebnis wird
deutlich warum die in der Weltwirtschaftskrise gemachten Erfahrungen einer Liberalisierung des
Erwerbs eigener Aktien insbesondere einer Ausweitung der 10 %-Höchstgrenze nicht
entgegenstehen. Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Wolf-Rüdiger-Bub-Preis 2003 2004.