Ist der Staat berechtigt auf den Inhalt von Vertragsvereinbarungen im Kreditwesen durch den
Erlass von Wuchergesetzen Einfluss zu nehmen? Welche Maßnahmen sollte der Staat zu deren
Ergänzung bzw. anstelle von Wuchergesetzen ergreifen damit sich Darlehensnehmer nicht
überhöhten Zinsforderungen ihrer Vertragspartner ausgesetzt sahen? Katrin Liebner untersucht
die zeitgenössischen Auffassungen zur Rolle des Staates bei der Verhinderung wucherischer
Darlehensverträge anhand zahlreicher Veröffentlichungen aus der politischen und ökonomischen
Theorie von der zweiten Hälfte des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ergänzt wird dieser
theoriegeschichtliche Ansatz der in Form der Auswertung einer breiten Quellenbasis eine
zentrale Forderung der Neuen Ideengeschichte umsetzt durch die Einbeziehung der staatlichen
Wuchergesetzgebung. In diesem Zusammenhang galt es der Frage nachzugehen ob die Forderungen
der Zeitgenossen ihre Umsetzung in der staatlichen Normsetzung fanden oder sich der Gesetzgeber
gegen die jeweils herrschenden Anschauungen in der politischen und ökonomischen Theorie
stellte.