Der Briefwechsel zwischen Rudolf Smend (1882-1975) und Carl Schmitt (1888-1985) ist ein
zentrales Dokument der Geschichte des öffentlichen Rechts. Beide waren wichtige Autoren im
»Richtungsstreit« der Weimarer Staatsrechtslehre. Im bunten Strauß publizierter Korrespondenzen
Carl Schmitts ist er der längste und wichtigste Juristenbriefwechsel mit einem wenig älteren
kongenialen Kollegen. Niemanden achtete Schmitt fachlich so wie Smend. Von Smend wurden bisher
noch keinerlei Korrespondenzen publiziert. Erstmals wird er deshalb hier als Person
sichtbar.Smend unterstützt Schmitts frühe Berufungen nach Greifswald und Bonn. Einige Jahre
sind die Familien einander freundschaftlich verbunden. Bis 1929 ist die Korrepondenz besonders
dicht. Ausführlich und offen äußern sich beide über die Fakultätsfragen Akteure und
Konstellationen des Richtungsstreites. Nach 1930 und besonders 1933 trennen sich die privaten
und die politischen Wege doch die Korrespondenz dauert an. 1938 widmet Schmitt sein
Leviathan-Buch Smend als dem »besten Weggenossen auf der gefahrenvollen Straße des öffentlichen
Rechts«. Auch aus den Kriegsjahren sind bedeutende Briefe erhalten in denen beide einander
ihre Wertschätzung versichern auf den »Richtungsstreit« zurückblicken und sich politisch
positionieren. Nach 1945 wirken beide von ihren gegensätzlichen Positionen aus erneut stark auf
die deutsche Staatsrechtslehre ein. Zu einer persönlichen Begegnung kommt es nicht mehr. Smend
hält aber den Kontakt schon um Schmitts weitere Entwicklung und Haltung zu beobachten. War die
Korrespondenz zunächst sehr direkt und persönlich so wechseln die späten Briefe den Ton sie
werden förmlich und bleiben doch unterströmig spannend. Von den Verfassungsfragen und
Fakultätsfronten der Bundesrepublik ist nicht mehr die Rede. In spitzen Andeutungen sprechen
Smend und Schmitt aber von ihren gegenstrebigen Erfahrungen »auf der gefahrenvollen Straße des
öffentlichen Rechts«. 1961 bricht Schmitt den Kontakt bewusst ab. Der Briefwechsel erörtert die
Streitfragen und Wegscheiden der deutschen Staatsrechtslehre im Brennglas des Verhältnisses
zweier ihrer wichtigsten Akteure.Die Edition wird durch zahlreiche Materialien ergänzt.
Tagebuchnotizen verdeutlichen das Bild von den Weimarer Beziehungen. Erstmals werden einige
Dissertationsgutachten Schmitts aus der Bonner und Berliner Lehrtätigkeit veröffentlicht.
Darüber hinaus enthält der Band weitere Gutachten drei an entlegenen Orten erschienene Artikel
Schmitts sowie dreizehn kleine nicht in den Staatsrechtlichen Abhandlungen enthaltene Artikel
Smends mit grundsätzlichen Stellungnahmen und Würdigungen der Mitstreiter im »Richtungsstreit«.
Ein umfangreicher Bildteil ergänzt das polyperspektivische Gesamtbild. Carl Schmitts Stellung
in den Weimarer Fakultätsfragen wird plastischer und Rudolf Smend ist als »Weggenosse« - und
Gegenspieler - »auf der gefahrenvollen Straße des öffentlichen Rechts« neu zu entdecken.