Stürzen oder stehenlassen? Spätestens seit im Zuge der Black Lives Matter-Proteste in den USA
und England Porträtstatuen von Kolonialherren und Sklavenhändlern niedergerissen wurden wird
auch hierzulande darüber debattiert wie wir uns zu unserer kolonialen Vergangenheit und ihren
in Stein gemeißelten Manifestationen verhalten sollten. Davon zeugt beispielsweise die
Diskussion um den Umgang mit den zahlreichen im öffentlichen Raum errichteten Denkmälern Otto
von Bismarcks - für die einen ein Held für die anderen Wegbereiter des deutschen Imperialismus
mit all seinen Grausamkeiten. Die britische Historikerin Alex von Tunzelmann leistet mit
Heldendämmerung einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte: Vom ersten US-Präsidenten und
Sklavenhalter George Washington über den belgischen König und Kolonialverbrecher Leopold II.
bis hin zu schillernden Diktatorenfiguren wie Josef Stalin und Rafael Trujillo schreibt sie
über zwölf umstrittene Helden und deren Denkmäler die im Laufe der vergangenen 250 Jahre im
Zuge von Protestbewegungen weltweit zu Fall gebracht wurden. Die Beschäftigung mit diesen
Monumenten - wofür sie stehen in welchem Kontext sie errichtet und später gestürzt wurden -
berührt Fragen die wir uns als aufgeklärte Gesellschaft stellen müssen: Wer oder was definiert
uns? Wie und von wem wird Geschichte geschrieben? Welche historischen Narrative bedürfen einer
Umdeutung - und wie kann diese erfolgen? Ein hochaktuelles Buch - weniger Aufruf zum
Denkmalsturz als ein Appell zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit.
Ausstattung: mit 8 S. vierfarbigem Bildteil