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Ich glaube dass der moderne Mensch darunter leidet dass er seinen Glauben verloren hat ohne
dass er es merkt. Ich glaube dass er Sehnsucht hat nach etwas das er sich nicht erklären
kann. Ich bin katholisch. In meiner Kindheit war das eine Selbstverständlichkeit. Heute
muss ich mich dafür rechtfertigen ja manchmal komme ich mir vor wie ein Tier das im Zoo
angegafft wird: Wie kann man im 21. Jahrhundert an Gott glauben? Und wie kann man immer noch in
der Kirche sein - nach allem was ans Licht gekommen ist? Es ist tatsächlich so dass ich in
meinem Viertel (gentrifiziert) meiner Branche (Medien) und meinem Job (linksliberale Zeitung)
von Menschen umringt bin die wenn es um den Glauben geht oft nur noch an Missbrauch und
Vertuschung denken. Leider haben viele von ihnen keine Ahnung davon was das bedeutet:
Christ sein. Sie kritisieren etwas das sie nie kennen gelernt haben und vergessen worauf es
ankommt: den Halt den Trost die Hoffnung. Glaube ist mehr als Schlagwörter (Zölibat
Missbrauch Frauenpriestertum) mehr als eine Kirche mit der ich auch hadere auch mehr als
eine Auszeit vom stressigen Alltag. Gläubige Menschen suchen keine Befriedigung sondern
Erlösung nicht zuletzt von einer Welt die aus den Fugen geraten scheint zerrissen zwischen
Zukunftsängsten und (gespenstischen) technologischen Visionen. Ständig wird gefordert dass
sich die Kirche verändern muss um im 21. Jahrhundert anzukommen. Ich drehe die Frage um: Was
kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen? Welche vermeintlich aus der
Zeit gefallenen Rituale können die spätmoderne Gesellschaft von ihrer Atemlosigkeit erlösen?
Denn eines ist offensichtlich: Der Mensch der sich von Gott verabschiedet hat findet nicht
was er sucht. Die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen: neue Zwänge neue Ängste
Ablenkung statt Trost weil Google jede Frage beantworten kann nur nicht die wozu wir leben
und was uns Halt gibt. Im Moment sind viele verunsichert suchen Orientierung etwas woran sie
sich festhalten können aber: da ist nichts. Ich bin ein mittelmäßiger Christ ganz sicher
sind viele die nicht an Gott glauben bessere Menschen als ich. Aber ich versuche jeden Tag
mit großer Ernsthaftigkeit Gott zu gefallen - es gelingt halt nicht immer. Und deshalb erzählt
dieses Buch davon wie der Glaube mein Leben nicht nur verschönert sondern vertieft wie ich
ein "zeitgemäßes Leben" mit einem vermeintlich "unzeitgemäßen Glauben" verbinde weil Freiheit
eine grandiose Sache ist man aber schon eine Idee haben sollte was man mit ihr anstellen
will. Ich glaube dass der moderne Mensch darunter leidet dass er seinen Glauben verloren hat
ohne dass er es merkt. Ich glaube dass sein Glück in falschen Dingen und an falschen Orten
sucht. Ich glaube dass er Sehnsucht nach etwas hat das er sich nicht erklären kann. Was das
sein könnte steht in diesem Buch.
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