Die Hagiographie des Gottes Nezha gehört zu den bekanntesten Episoden der chinesischen
Erzählliteratur. Sie erzählt vom Kampf des jungen Helden gegen Drachen eine Steindämonin und
seinen eigenen Vater sowie von wundersamer Geburt aufopfernder Selbsttötung und Wiedergeburt
in einem Lotuskörper. Als gelungenste Version dieser Geschichte gilt die Nezha-Legende des
Romans Investitur der Götter (Fengshen yanyi ) der vermutlich in den 1620er Jahren erstmals
veröffentlicht wurde. Barbara Witt legt in ihrer Studie eine Kontextualisierung der
Nezha-Legende aus strukturalistischer religionsgeschichtlicher und literaturwissenschaftlicher
Perspektive vor und analysiert die darin enthaltenen Motive und Themen vor dem Hintergrund der
Kultur Chinas der späten Kaiserzeit. Ausgehend von Gérard Genettes Begriff der Transtextualität
werden dabei buddhistische und daoistische Vorläufertexte zeitgenössische Figurendarstellungen
und geläufige Handlungsstränge sowie verschiedene vormoderne Romanausgaben betrachtet. Hierbei
zeigt sich dass der Roman Investitur der Götter bewusst bekannten Elementen der
Nezha-Geschichte eine eigene Bedeutung verleiht die im Gegensatz zu zeitgenössischen
Bearbeitungen des gleichen Ausgangsstoffes steht.