Andreas Lehnardt legt mit diesem Band die Edition einer in der Martinus Bibliothek Mainz
aufbewahrten Handschrift eines jiddischen Purim-Spiels aus Frankfurt am Main aus dem Jahre 1751
vor. Das gut erhaltene Manuskript trägt den Titel Le-Haman (Über Haman) und überliefert ein
Ahashwerosh-Spiel d.h. eine dramatische Wiedergabe des biblischen Buches Ester. Purim-Spiele
wurden vor dem gleichnamigen Fest zur Unterhaltung und Belehrung dargeboten eine
bemerkenswerte Parallele finden sie insofern in christlichen Fastnachtspielen.Das Frankfurter
Stück Le-Haman wurde kurz nach der Aufführung in der Frankfurter Judengasse vom Rat der Stadt
verboten. Die Hintergründe die zu diesem Verbot führten werden in der Einführung beleuchtet.
Eine vergleichbare ältere Amsterdamer Fassung eines Ahashwerosh-Spiels wird in der Einleitung
und in der Übersetzung mit herangezogen. Das Spiel ist einerseits volkstümlich inszeniert
nimmt aber auch zahlreiche neuzeitliche sprachliche und kulturelle Einflüsse auf. Einleitung
und Edition werfen insofern auch ein Licht auf die soziale Lage der Einwohner der Frankfurter
Judengasse in der Mitte des 18. Jahrhunderts insbesondere auch auf das Verhältnis zur
christlichen Mehrheitsgesellschaft. Mit der Edition des Purim-Spiels Le-Haman wird daher
insgesamt eine wichtige Quelle für die Kenntnis des Judentums in der Reichsstadt Frankfurt in
der Mitte des 18. Jahrhunderts zugänglich gemacht. Neben ihrer Bedeutung als Quelle für die
Kenntnis des Jiddischen bietet das Buch auch einen interessanten Einblick in die volkstümliche
jüdische Festkultur.