Nichtvollendete Bauten und Bauglieder sind in der kaiserzeitlichen Architektur ausgesprochen
häufig zu beobachten. Bislang wurde dieses Phänomen allerdings noch nicht systematisch
aufgearbeitet. Im Rahmen des Workshops »Unfertigkeit in der römischen Architektur« der vom
Architekturreferat des Deutschen Archäologischen Instituts organisiert wurde konnte erstmals
anhand von Fallstudien ein Einblick in die Bandbreite der Artikulationen von Unfertigkeit in
der kaiserzeitlichen Architektur gewonnen werden. Daneben war es möglich auf der Grundlage der
Spuren am Stein und den daraus abzuleitenden Werkprozessen auch denkbare
Interpretationsspielräume zu diskutieren. Ebenso wurden grundsätzliche methodische Ansätze für
die Analyse von Unfertigkeit erörtert. Es zeigte sich dass für die weiterführende Vertiefung
des Themas eine verbindliche Terminologie sowie eine Vorgehensweise zur Unterscheidung von
verschiedenen Arten von Unfertigkeit eine wichtige Grundlage darstellen. Ein erster Vorschlag
wird in diesem Band gemacht. Zudem wurde mehr als deutlich dass jeder Unfertigkeitsbefund eine
an den jeweiligen Kontext angepasste individuelle Herangehensweise benötigt da die
historischen und kulturellen Hintergründe dieses Phänomens vielschichtig sein können.Die
thematisch breit gestreuten Beiträge dieses Workshops sollen in erster Linie als Anregung zu
einer fortzusetzenden Diskussion und Beschäftigung mit dem Thema der Unfertigkeit
dienen.Unfinished buildings and structural elements may be frequently observed in imperial
architecture. To date this phenomenon has not been examined systematically. Case studies
presented at the workshop made it possible for the first time to acquire a sense of the scope
of the articulations of non-completion in imperial architecture. It was also possible to
explore the range of conceivable interpretations on the basis of marks on the stone and work
processes that can be inferred from them. At the same time fundamental methodological
approaches for the analysis of unfinished architecture were discussed. It became apparent that
a binding terminology and a procedure for distinguishing different types of non-completion were
an important basis for studying the subject in greater depth. A preliminary proposal is made in
this volume. In addition it became abundantly clear that every instance of non-completion
requires an approach that is individually adapted to the respective context as the historical
and cultural background of the phenomenon can be multifaceted. With their wide-ranging focus
the contributions to the workshop are intended first and foremost to stimulate continued
interest in and discussion of the question of non-completion.