Der Liber ad amicum des Sutrier Bischofs Bonizo eines Parteigängers Papst Gregors VII. wirft
für die Forschung das Problem der Wertung der darin enthaltenen Angaben auf. Daß Bonizo
unverbrüchlich gregorianisch-religiöse Grundüberzeugungen vertrat hat ihm in der älteren
Forschung eine pauschal negative Beurteilung eingetragen. Neuere Untersuchungen haben jedoch
gezeigt daß Bonizos Darstellung zwar durch seine Überzeugungen und seine Darstellungsabsicht
tendenziös gefärbt und häufig fehlerhaft ist jedoch in jedem Fall eingehend zu prüfen ist wie
sich seine Darstellungsabsichten auf den Inhalt seiner Schilderungen auswirken. Anliegen der
vorgelegten Untersuchung ist es anhand dreier Themenbereiche mit denen sich Bonizo intensiv
auseinandersetzt - der angeblichen Taufe von Kaiser Konstantin durch Bischof Eusebius von
Nikomedien dem Patriziat sowie dem päpstlichen Handeln Gregors VII. - Kriterien zu erarbeiten
die über den Einzelfall hinaus eine Beurteilung von Methodik Darstellungsweise und
Darstellungsabsicht erlauben. Dabei zeigen sich selektive Zusammenstellung von Fakten
geschickte Ergänzung bekannten Geschehens durch zusätzliche Informationen sowie zweckmäßige
Ausgestaltung ganzer historischer Abläufe als charakteristische Techniken im Umgang mit seinen
Quellen um dem amicus in der prekären Lage der Gregorianer nach dem Tode des Papstes die
richtige Sicht der Dinge zu vermitteln.