In zwei eigenständigen Schriften setzt sich Thomas von Aquin (1224 25-1274) als Kommentator mit
dem spätantiken Erbe des Boethius (480-524) auseinander und zwar mit dessen Trinitätstraktat
und der sog. Hebdomaden-Schrift. Letztere die aufgrund ihrer argumentativen Struktur auch als
Axiomenschrift bezeichnet wird ist als Abriss neuplatonischer Seinslehre bis ins 12. Jh.
hinein eine Grundlagenschrift des platonisierenden Schulbetriebs und erfährt zahlreiche
Kommentierungen. Nach Anbruch der Aristotelesrezeption macht die Auslegung des Thomas im 13.
Jh. als singuläre und von der bereits erloschenen Kommentartradition unabhängige Arbeit auf
sich aufmerksam. Im einzig vollständigen Kommentar zu einem Werk des Boethius erörtert Thomas
hier die aufgeworfene Frage nach der substantiellen Güte des Geschaffenen. Auf
schöpfungstheologischer Basis analysiert er die Begriffe des Seins und des Guten unter
logischen und ontologischen Gesichtspunkten. Durch das innovative Teilhabekonzept gilt die in
seinem Kommentar vorgenommene Verhältnisbestimmung von geschaffenem Sein und göttlichem
Ursprung als Referenztext für die Partizipationslehre.