über die Lyrik Bertolt Brechts schreibt Marcel Reich-Ranicki der Herausgeber dieses Bandes:
»In den Nachschlagebüchern und Literaturgeschichten wird Bertolt Brecht in erster Linie als
Dramatiker genannt und behandelt. Dagegen ist nichts einzuwenden: Es stimmt ja daß er weder
der Lyrik noch der erzählenden Prosa auch nur annähernd soviel Lebenszeit gewidmet hat wie dem
Drama und dem Theater. Schließlich waren es die Bühnenwerke die ihn weltberühmt gemacht haben.
Doch sollten wir glücklich sein daß wir Brecht sowohl Stücke als auch Gedichte und Lieder
verdanken - und es ist allemal fragwürdig die eine Gattung gegen die andere ausspielen zu
wollen. Aber obwohl Prophezeiungen zum Metier des Kritikers nicht gehören dürfen wir
ausnahmsweise und ganz leise doch vermuten: Bleiben wird von Bertolt Brecht vornehmlich die
Lyrik. Der Mißbrauch der Poesie zur Flucht ins Undeutliche und Verschwommene dieses Erzübel
der deutschen Literatur war ihm verhaßt. Den Lesern die den Rilkeschen Rhythmus im Blute
hatten und die Georgesche Melodie im Ohr vermochte Brecht zu beweisen daß der Gesang
vernünftig und die Vernunft poetisch sein kann. Er zeigte daß die Synthese von Dichtung und
Intellekt nicht nur nötig sondern zugleich möglich sei.« Die in diesem Band gesammelten 66
Gedichte von Bertolt Brecht werden von Schriftstellern Kritikern und Literaturwissenschaftlern
kommentiert. Zu den Interpreten gehören Reinhard Baumgart Peter Demetz Barbara Frischmuth
Robert Gernhardt Ludwig Harig Joachim Kaiser Ruth Klüger Günter Kunert Peter von Matt
Doris Runge Peter Rühmkorf Peter Wapnewski und Gabriele Wohmann.