Überrascht blicken wir auf das Werk eines jungen Autors des sechzehnten Jahrhunderts den die
englische Literaturgeschichte nicht kennt oder als Marginalie behandelt. Seine Gedichte
besitzen Strahlkraft Intelligenz und Entschiedenheit. Der Dichter - Edward de Vere Earl of
Oxford (1550-1604) - verbirgt seinen Namen von Anfang an hinter dem Schleier diverser
Pseudonyme: Meritum petere grave Fortunatus Infoelix Ferenda Natura Spraeta tamen vivunt My
lucke is losse Phaeton. Ab 1593 (im Herbst dieses Jahres erscheint unter dem Namen William
Shakespeare ein Versepos »Venus and Adonis«) ist es dann nur noch eines: William Shakespeare.
Diese hundert Gedichte eines rollenkundigen Spötters und sprachspielverliebten Dialektikers
die fast ausnahmslos um das Mit- und Gegeneinander von Liebe und Zurückweisung Sehnsucht und
Widerwillen Leidenschaft und Bezähmung kreisen sind eine Neuerscheinung in der Welt der
Literatur. Sie gewinnen ihren Wert nicht durch die Zuschreibung an William Shakespeare.
Umgekehrt: Ihre Qualität stützt die These dass Edward de Vere ab 1593 unter dem Pseudonym
William Shakespeare publizierte.