Heute nahezu in Vergessenheit geraten war Alfred Neumann in der Weimarer Republik ein
erfolgreicher Autor der - ähnlich wie Stefan Zweig oder Lion Feuchtwanger - historische Stoffe
für seine Romansujets heranzog. In König Haber (1926) verhandelt er den Sturz eines Bankiers
der als »Graue Eminenz« in einem fiktiven deutschen Großherzogtum eine Affäre mit der Regentin
beginnt deren Ehe aufgrund der Homosexualität ihres Gatten kinderlos geblieben war. Als sie
von Moritz Haber ein Kind erwartet büßt er seine Vertrauensstellung bei Fürst und Fürstin ein
- mit schrecklichen Folgen. Der Vorabdruck der Erzählung in der Frankfurter Zeitung rief 1925
einen Sturm der Entrüstung hervor. Die vehemente Kritik bezog sich auf die historische Folie
des Textes schreckte dabei aber auch nicht vor antisemitischen Tönen zurück. Die Novelle
erscheint mit einem Nachwort des Historikers Volkhard Huth in dem ihre geschichtlichen
Hintergründe wie ihre kritische Rezeption eingeordnet werden. Auf atemberaubende Weise
unternimmt es die Erzählung »die großen menschlichen Probleme der drei Hauptpersonen einer
möglichen - und moralischen - Lösung entgegenzuführen« (Alfred Neumann).