Unsere Zeit begünstigt das Aufkommen von Ersatzreligionen Kulten des Irrationalen und
Heilslehren jeder Art in einem beängstigenden Ausmaß. 'New Age' mit all seinen Enthusiasten
und emsigen Nachbetern ist nur ein verhüllendes Stichwort für diesen Konsumismus im Umgang mit
religiösen Sinnangeboten. Demgegenüber fühlt sich der Verfasser der in diesem Band vereinten
fünfzehn Studien auf die konkreten historischen Gegebenheiten einer bestimmten Ausformung
christlicher Mystik verpflichtet. Es handelt sich dabei um jene Ausprägung die zu Beginn des
14. Jahrhunderts in den Rheinlanden (deutsche Schweiz Elsaß Süddeutschland) das geistliche
Leben im Dominikanerorden also in einem seelsorglichen Rahmen fand. Gemeint ist die
Kooperation zwischen Männern und Frauen die sich durch die cura monialium der mönchischen
Seelsorge an den Nonnen zu entwickeln vermochte. Es waren geistig avancierte Männer wie
Meister Eckhart Johannes Tauler und Heinrich Seuse die sich in dieser Seelsorge als
eigentliche »Lebmeister« erwiesen - so nannten sie sich selbst im Unterschied zu den bloßen
»Lesmeistern« (Lektoren). Sie entwickelten eine Lehre von der Einheit des Menschen mit Gott
die geistesgeschichtlich bis in die Reformation hinein wirksam blieb.Die vorliegenden Studien
zeigen Rang und Tragweite dieser Mystik. Dieser Ansatz erfüllt die methodische Forderung nach
einer ökumenisch orientierten Mystikforschung die gerade in der wirren Zeitsituation von heute
wenigstens das Bemühen um Klarheit zu artikulieren weiß.