Das Jinsilu (Aufzeichnungen des Nachdenkens über Naheliegendes) wurde im Jahre 1175 von Zhu Xi
(1130-1200) und Lü Zuqian (1137-1181) zusammengestellt. Zhu Xi gilt als der einflußreichste
Vertreter des Neo-Konfuzianismus. Seine Schule wurde in China erst Daoxue (Schule des dao) und
später Lixue (Schule des li) genannt. Die Begriffe dao und li sind Synonyme und bezeichnen das
ontologische Prinzip die allen Dingen zugrunde liegende universale sittliche Ordnungsstruktur.
Insgesamt besteht das Jinsilu aus 14 thematisch gegliederten Kapiteln. Beginnend mit
kosmologischen Spekulationen der Beschreibung des Verhältnisses von allumfassender Einheit und
dem Wirkprinzip der Zweiheit von Ruhe und Bewegung einer Welt die sich aus sich selbst
heraus entfaltet und in der es keine überweltliche transzendente Schöpferinstanz gibt handelt
das Jinsilu vom Lernen und Lehren vom Bewahren und Kultivieren vom Fehlerkorrigieren und sich
zum Guten Bekennen von der Ausübung eines Amtes von Regierungsfragen vom Verhalten der
Weisen und Würdigen. Das Jinsilu war als einführendes Lesebuch und Lernhilfe gedacht um den
Schülern das Studium des Neo-Konfuzianismus mit Hilfe einer überschaubaren Auswahl
grundlegender Texte zu erleichtern. Darum eignet es sich auch für westliche Leser als
Einführung in die Lehren dieser Schule. Welche gewaltige Bedeutung die Schule des Zhu Xi und
seiner Vorgänger für die Geschichte Chinas hat zeigt sich darin daß sie das Denken und
Verhalten der konfuzianischen Oberschicht bis zum 19. Jahrhundert entscheidend geprägt hat und
1240 offiziell zur Staatsorthodoxie erklärt worden ist. Die Philosophie des kaiserlichen China
war seit dem 12. Jahrhundert vor allem neo-konfuzianisch geprägt. Textgrundlage für die hier
vorgelegte Übersetzung ist die Jinsilu-Ausgabe aus der in den zwanziger und dreißiger Jahren
des 20. Jahrhunderts erschienenen Textsammlung Sibu beiyao. In China erlebt der Konfuzianismus
derzeit eine Renaissance. Für ih