Die Mischna die »mündliche Tora« ist der Grundstock des Talmuds der sich in seiner Gestalt
an den sechs Ordnungen der Mischna orientiert. So bildet sie zusammen mit der Tora die Basis
des jüdischen Religionsgesetzes (halakha). Daher finden wir in der Mischna einen der
wichtigsten Schlüssel für das Verständnis des Judentums. Um 200 n. Chr. von Rabbi Jehuda
ha-Nasi schriftlich fixiert stammt das älteste enthaltene Material noch aus der Zeit des
Zweiten Tempels. Die Mischna ist somit auch eine ergiebige und von römischer und christlicher
Geschichtsschreibung unabhängige historische Quelle für die Zeit des Neuen Testaments. Sie ist
das literarische Produkt des Beginns einer neuen Epoche in der sich Judentum und Christentum
trennen. In der dritten Ordnung Frauen - Seder Nashim die nun in deutscher Übersetzung
erscheint beschäftigen sich fünf der sieben Traktate mit der Stellung der Frau und speziell
mit dem Familienrecht vor allem den Eheschließungen Eheverträgen und Scheidungen. Bei der
zentralen Position die Ehe und Familie im Judentum einnehmen sind dies keine Marginalien. In
den Erörterungen werden aber wie immer in der rabbinischen Literatur auch andere Aspekte des
jüdischen Rechts berührt. Dadurch erheben sich die Diskussionen oft über ihr eigentliches Thema
und werden zu einem Spiegel der rabbinischen Logik und der gesamten jüdischen Religion. Die
Übersetzung von Michael Krupp Dozent an der Hebräischen Universität Jerusalem fußt auf einer
eigens erstellten kritischen Textedition. Der Kommentar erschließt den Text aus seiner Zeit und
stellt Bezüge sowohl zur biblischen und rabbinischen als auch zur neutestamentlichen Literatur
dar.