Die Französische Revolution ist in Deutschland von Anfang an als ein Schauspiel und Spektakel
wahrgenommen worden wobei diese Sichtweise in der Selbstinszenierung der Revolution als
Schauspiel der Geschichte eine Begründung und Bestätigung fand und zugleich auf der politischen
Ebene den Distanzierungsmodus des interessierten immer jedoch sich unbetroffen wähnenden
Zuschauers rechtfertigte. Damit ließ sich die Revolution auf der Straße zur Revolution im
Geiste sublimieren wodurch sie in den Modus des Ästhetischen rückte das in diesem
Zusammenhang gesteigerte epistemische Bedeutung für die Wahrnehmung von Geschichte gewinnen
konnte. Diese wurde noch einmal ins Grundsätzliche verändert wenn sie sich selbstreflexiv
verstehen und das in ihrem Darstellungsmodus auch repräsentieren konnte. Für die Dramatik
geschieht dies am auffälligsten in der Form des Spiels-im-Spiel und so ist es von
bemerkenswerter bislang nur beiläufig bemerkter Konsequenz daß sich die direkte oder
indirekte Reflexion der Französischen Revolution in den bedeutenden Werken der deutschen
Dramatik fast ausschließlich dieser Dramaturgie bedient und damit eine über zwei Jahrhunderte
stabile Darstellungs- und Deutungstradition ausbildet. Die vorliegende Arbeit profiliert an
einschlägigen Dramen von Goethe Tieck Büchner Schnitzler P. Weiss und H. Müller eine bis
zum späten Dürrenmatt in sich geschlossenen Traditionslinie in der das selbstbezügliche Spiel
den politischen Mythos der Revolution ästhetisch entmythisierend zu einer umfassenden Kritik
des modernen Geschichtsverständnisses gelangt die letztlich auch die Grenzen der Dramenform
selbst thematisiert.