Im ausgehenden 19. Jahrhundert standen alle Städte vor dem Problem eine rasch wachsende
Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen zu versorgen. Diese Aufgabe ging weit über den
bisherigen Tätigkeitsbereich der Gemeinden hinaus. In unterschiedlichem Ausmaß und Breite boten
die Städte Leistungen an die bislang als gänzlich private Angelegenheit gegolten hatten.
Während einerseits Munizipalsozialismus eine Politik bezeichnete die am Anfang des modernen
Wohlfahrtsstaates steht galt er andererseits als Staatsintervention welche die Grundlagen der
liberal-kapitalistischen Gesellschaft bedrohte. Die aktuellen Debatten über Deregulierung und
die bereits verwirklichten Schritte in diese Richtung lassen es sinnvoll erscheinen einen
Blick darauf zu werfen was denn Munizipalsozialismus in Europas zwischen 1880 und 1939
tatsächlich bedeutete. Die Beiträge über Frankreich Spanien Deutschland England und die
Schweiz zeigen die ganze Spannweite kommunaler Interventionspolitik auf die sich je nach den
politischen Rahmenbedingungen von purem Fiskalismus bis zu Maßnahmen erstreckte die eindeutig
sozialistischer Theorie entsprangen.