Kreolisierungsbegriffe werden um die Jahrtausendwende zu kulturtheoretischen Erklärungsansätzen
für kulturelle Verquickung Wandel und Kreativität in Zeiten beschleunigter Globalisierung. Als
einer ihrer prominentesten Verfechter führt Édouard Glissant die Créolisation in den Kontext
globaler Menschenrechtsdiskurse ein. Créolisation zu denken so seine Überzeugung kann den
ubiquitär auftretenden und gravierenden Verletzungen von Menschenrechten vorbeugen. Wie aber
kann oder soll Créolisation gedacht werden um diesen hohen Ansprüchen zu genügen? Die
textuelle Faktur von Glissants späteren poetologischen Essays der 90er- und 2000 er -Jahre ist
vom Projekt einer poetisierten réécriture der Philosophie geprägt. Dabei können
gattungspoetologische Anschlüsse an die Formen des Manifests und des Essays hergestellt werden.
Die so in den Blick kommenden Sprech- und Denkakte lassen sich dann über eine Feinanalyse
syntagmatischer Mikroelemente als eine Begriffserfindung im Sinne von Deleuze und Guattari
beschreiben. Rückgebunden an die ethisch-politischen Fragestellungen des
Menschenrechtsdiskurses zeichnet Florian Kniffka in diesem Denken eine veritable Poethik der
Créolisation nach.