Im Auftrag Bettina von Arnims besucht Heinrich Grunholzer 1843 die ersten Mietshäuser der
Berliner Vorstadt in denen zahllose unter den Auswirkungen der Frühindustrialisierung leidende
Handwerkerfamilien in elenden Verhältnissen leben. Um aufzuzeigen dass diese Menschen auch bei
bestem Arbeitswillen ihren Unterhalt nicht aus eigener Kraft verdienen können bedient sich der
Schweizer Sekundarlehrer u. a. der Stilelemente des Protokolls. Den institutionellen Schein
den diese Textsorte ausstrahlt macht sich auf ähnliche Weise eine Protokoll-Literatur zunutze
die in Deutschland in den 1960er-Jahren entsteht. Als Vorform dieser Protokoll-Literatur
stellen Grunholzers Armenprotokolle ein aus jener Zeit herausragendes Plädoyer gegen die
arbeitende Armut dar. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings dass die von Grunholzer
befragten Personen kaum eine eigene Stimmhaftigkeit entfalten können. Grundlegend werden vier
Vermittlungsstufen identifiziert auf denen die Autorinstanz einer Protokoll-Literatur auf das
Gesprächsmaterial einwirken kann.