Die vorliegende Arbeit versucht die Lebensphänomenologie Michel Henrys als eine spezifische
Variante der hermeneutischen Phänomenologie zu deuten welche aufzeigen kann dass eine volle
Phänomenbeschreibung des Verstehens auch die unmittelbaren Verstehensmomente subjektiven Lebens
einbeziehen sollte. Im Zentrum der Lebensphänomenologie als einer hermeneutischen Theorie steht
die transzendentale Leiblichkeit welche besagt dass das Subjekt sich unmittelbar affektiv in
seiner Vermögensausübung versteht. Jedes vermittelte Verstehen zeigt sich fundiert in einem
unmittelbaren auf die leiblichen und geistigen Vermögen bezogenen Selbstverstehen. Diese These
wird in den Themenbereichen der Sprache der Ontologie und des Verhältnisses von Ästhetik und
Ethik expliziert. Nicht zuletzt hilft eine Neuinterpretation des ästhetischen Individualismus
Oscar Wildes den lebensphänomenologischen Ansatz zur Konstitution eines historisch variablen
Begriffs menschlichen Lebens zu vervollständigen. Es zeigt sich so dass sowohl die
Lebensphänomenologie als auch die Hermeneutik für die Notwendigkeit der Formung bzw. der
sinnhaften Gestaltung des individuellen menschlichen Lebens plädieren während die Gefahr der
Form- und Sinnlosigkeit gebannt werden muss.