Einerseits ist die Idee der Menschenrechte aus westlicher Perspektive zunächst so eingängig
dass zu fragen bleibt warum die globale Durchsetzung auf solche Widerstände stößt.
Andererseits scheint es als würde der Dialog darüber welche konkreten Rechte mit dem
Menschsein einhergehen die globalisierte Gesellschaft an den Rand ihrer Fähigkeiten bringen.
Philosophisch betrachtet stehen sich hier zwei Diskursmodi globaler Verständigung gegenüber:
der auf kommunikativer Vernunft basierende 'ideale' Diskurs (Habermas) und die auf Mitgefühl
setzende 'Kultur der Menschenrechte' (Rorty). Dieses Buch ist jedoch mehr als ein bloßer
Vermittlungsversuch: Vielmehr begibt sich die Autorin auf eine Art Spurensuche und führt die
divergierenden politischen Visionen auf deren zugrundeliegende Epistemologien zurück. Erst
hierdurch wird verständlich warum Habermas und Rorty folgende Fragen so unterschiedlich
beantworten: Müssen wir uns zunächst in rationalen Diskursen annähern um für Menschen fremder
Kulturen Solidarität zu empfinden? Oder aber gelingt die Kultivierung eines umfassenden
Mitgefühls um von dort zu einer transkulturellen Solidarität vorzudringen? Ist eventuell die
Substitution der Vernunft durch Mitgefühl ein Gestus der Aufrichtigkeit einer Disziplin die
sich ihrer Grenzen bewusst geworden ist: ein 'selbstloser Akt' der das Eingestehen des eigenen
Unvermögens über die Denunziation anderer stellt? Oder aber ist der rationale Diskurs im
multikulturellen Dialoggefüge aktueller politischer Diskurse unersetzlich?