Vierzehn Monate haben Helene und Wolfgang Beltracchi in Untersuchungshaft gesessen nur hundert
Meter voneinander entfernt und doch strikt getrennt in der Haftanstalt Köln-Ossendorf. Gut 8000
Seiten Briefe sind in dieser Zeit zwischen ihren Zellen hin- und hergegangen zur Versicherung
als empfindende denkende Wesen weiterhin vorhanden zu sein als Ausdruck der Liebe als
schreibend vollzogenes Überlebensritual.Darin schildern sie - verharmlosend um den anderen
nicht zu beunruhigen - die auch in der Verharmlosung oft nicht leicht fasslichen Umstände ihrer
Haft ihre Geschichte und schließlich den Prozess.«Weil zwei Menschen einander fehlen fangen
sie an einander zu schreiben. Gefängnisalltag. Dann passiert ein Schreibwunder. Diese
Tatsachendichte diese ungeheure Fülle von Wirklichkeit. Alles ist gleich wichtig. Sie zählen
nichts auf. Alles zählt sich selber auf. Alles was ist und was nicht ist. So wichtig ist
Schreiben noch nie geworden. Und so unschuldig auch noch nie. Gar alles wird gesteigert durch
die Haft die Isolation die Einsamkeit. Auch die Liebe. Wir erleben die Geburt der Literatur
aus dem Geist der Einsamkeit.» (MARTIN WALSER)