In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Literaturwissenschaft verstärkt mit dem
Begriff der Fiktion auseinandergesetzt. Literaturtheoretische Fragen nach den spezifischen
Strukturen literarischer Texte oder nach der Intentionalität des Autors hängen ebenso mit
diesem Terminus zusammen wie Fragen nach der Rezeption oder der ästhetischen Bewertung von
Literatur. Die Konzepte von Fiktion innerhalb der Literaturwissenschaft sind jedoch keineswegs
einheitlich.Vor dem Hintergrund äußerst heterogener Begriffsbestimmungen analysiert der Autor
die spezifische Bedeutung von Fiktion für den Umgang mit literarischen Texten. Als Grundlage
dient ein sprachhandlungstheoretisches Textmodell mit dem eine allgemeine Bestimmung von
literarischer Fiktion als soziale bzw. kulturelle Sprachhandlungspraxis möglich wird. Die
Untersuchung führt bislang weit auseinanderliegende Konzeptionen der
literaturwissenschaftlichen Diskussion zusammen bestimmt den Standpunkt der Fiktion in der
literaturtheoretischen Diskussion neu und präzisiert den Begriff für die Analyse und
Interpretation literarischer Texte.