Werner R. Leibbrand (1896-1974) war Arzt Medizinhistoriker und Musiker. Seine Vita spiegelt
Epochen von Kaiserzeit und Weimarer Republik über Nationalsozialismus bis zur BRD. Er
praktizierte als Nervenarzt in Berlin und kannte die Intellektuellen- und Theaterszene der
Hauptstadt seit den Roaring Twenties. Leibbrand war polyglott und international hoch geschätzt.
Als Nazi-Gegner wurde er drangsaliert im Zweiten Weltkrieg nach Bayern zwangsversetzt und
musste schließlich sogar mit der jüdischen Ehefrau in einer Odyssee 1944 untertauchen. Nach dem
Krieg wurde Leibbrand Leiter der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen gründete dort das
Universitätsseminar für Medizingeschichte und war der einzige deutsche Sachverständige im
Nürnberger Ärzteprozess. 1953 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Medizingeschichte in
München und wirkte mit großer Kreativität bis ins hohe Alter. Leibbrands Biographie zeigt seine
vielfältigen Lebenswelten wie auch besondere Listen die ihn bei existenziell-gefährlichen
Situationen bestehen ließen. Die kommentierte Edition seiner Vita bringt viele unbekannte
Seiten und Bilder einer faszinierenden Persönlichkeit sowie Beiträge zu seinem Nachwirken.