Antike Fluchrituale zielten darauf ab die jeweilige Gerechtigkeitsvorstellung der
Verfluchenden durchzusetzen - insbesondere wenn weder das öffentliche Justizsystem noch
gesellschaftlich anerkannte Verhaltenskodexe dem Anspruch gerecht werden konnten. In den
Ritualen kamen sogenannte defixionis tabellae (Fluchtafeln) zur Anwendung die hier devotiones
maleficae genannt werden. Sie bestehen meistens aus eingeschriebenen Bleilamellen und wurden
für die Beschädigung eines oder mehrerer Opfer angefertigt. Sara Chiarini untersucht die dabei
verwendete Fluchsprache die durch ihre formelhaften Strukturen und Bestandteile auf eine
Tradition des Fluchrituals hindeuten. Individuelle Ergänzungen bieten hingegen Hinweise auf die
Bedingungen um die Entstehung des Rituals die Gefühlslage der Verfluchenden und die Arten von
Bestrafungen die der rechtlichen Dimension des Rituals entsprechen. Chiarini ergänzt den
bisherigen Forschungstand anhand der neu entdeckten und veröffentlichten Fluchtafeln und setzt
sich umfassend mit diesem epigraphischen Material auseinander.