Wie ist es möglich in einem spätantik-christlichen Umfeld ein Geschichtswerk über aktuelles
Zeitgeschehen zu schreiben das sich in seiner Gestaltung an der klassischen
Geschichtsschreibung Herodots und Thukydides' orientiert? Diese Frage stellt sich immer wieder
bei der Lektüre einer der wichtigsten Quellen zur Geschichte der Spätantike der
Kriegsgeschichte des Prokopios von Kaisareia. Anhand einer Untersuchung zu den Exkursen in
Prokops Hauptwerk zeigt Albrecht Ziebuhr wie es dem spätantiken Historiker gelingt im Rahmen
klassizistischer Profangeschichte die Vorgaben der von den Rhetorenschulen vermittelten
klassischen literarischen Tradition mit den inhaltlichen Notwendigkeiten einer Schilderung
spätantiker Gegebenheiten in Einklang zu bringen. Seine Untersuchungen zur Funktion der Exkurse
in Prokops Kriegsgeschichte seine Vergleiche mit klassischen Vorbildern und seine Einordnungen
ihrer Inhalte in den kulturellen Kontext der christlichen Spätantike machen deutlich dass
sowohl das Ausmaß der Integration christlicher Elemente als auch die Bedeutung Herodots als
Vorbild für Prokops Geschichtsschreibung höher zu veranschlagen sind als es von der bisherigen
Forschung angenommen wurde.