Wie sind individuelle Freiheit und Gemeinwohl heute miteinander vereinbar? Um dieses akute und
aktuelle Thema zu durchleuchten skizziert Peter Sloterdijk in seinem Vortrag die Entstehung
und Entwicklung von Freiheit und Subjektivität als Reaktionen auf Mechanismen die sich als
Varianten von Streß-Erleben beschreiben lassen. Auf seine bekannt spannende amüsante und
zugleich überraschende Weise spannt der Autor einen Bogen von der römischen Lucretia hin zu
Becketts Victor aus »Eleutheria« und er folgt Rousseau auf den Bieler See auf dem dieser im
Boot meditierend nichts »außer sich selbst und die eigene Existenz« genoß. Seitdem ist es eine
der Hauptaufgaben der Moderne einzelne in psychopolitischen Großkörpern zu integrieren - eine
real existierende Höchstunwahrscheinlichkeit. Und tatsächlich ist jener Großkörper namens
Gesellschaft nichts anderes als eine von Streß-Themen in Schwingung versetzte und gehaltene
Sorgengemeinschaft. Peter Sloterdijks Berliner Rede zur Freiheit mündet schließlich in
pointierte Neubestimmungen von Zivilisation und Liberalität mit denen Freiheit im 21.
Jahrhundert neu gedacht werden könnte.